МИНИСТЕРСТВО ОБРАЗОВАНИЯ И НАУКИ РФ
ФЕДЕРАЛЬНОЕ ГОСУДАРСТВЕННОЕ
БЮДЖЕТНОЕ ОБРАЗОВАТЕЛЬНОЕ УЧРЕЖДЕНИЕ
ВЫСШЕГО ОБРАЗОВАНИЯ
«ВОРОНЕЖСКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ
УНИВЕРСИТЕТ»
INFORMATIVE TEXTE:
ANNOTIEREN UND REFERIEREN
Учебно-методическое пособие
Составители:
О.И. Быкова
Т.Н. Сыромятникова
Воронеж
Издательский дом ВГУ
2015
								                        
									                        Стр.1
								                        
								                     
                                                
                                            		
								                        
Die Textklassifikation: Texttypen – Textsorten – Textmuster 
Auf der Grundlage einer funktionalen, pragmatischen Textklassifikation 
wird von der Textfunktionals einem kommunikativen, handlungsbezogenen 
Kriterium ausgegangen. Die Textfunktion, die funktionale Leistung des Textes, 
wird als die im Text mit bestimmten, in der Kommunikationsgemeinschaft 
festgelegten Mitteln ausgedrückte Intention (Absicht der Äußerung) des Senders, 
des Autors verstanden. 
Die dominierende Textfunktion dient als Typologisierungsbasis für die 
Textklassifikation. „Dieses Kriterium erscheint – sprachtheoretisch gesehen – als 
ausreichend begründet, und es bestimmt auch im hohen Maße unsere 
alltagssprachliche Textklassifikation“ [Brinker 1992: 133]. 
Wir konzentrieren uns im Weiteren auf die funktionale Klassifikation von 
nichtliterarischen, den sogenannten Alltagstexten, Gebrauchstexten. 
Klaus Brinker unterscheidet folgende fünf Texttypen: 
– Informationstexte (Nachricht, Bericht, Sachbuch, Rezension …) 
– Appelltexte (Werbeanzeige, Kommentar, Gesetz, Antrag…) 
– Obligationstexte (Vertrag, Garantieschein, Gelöbnis …) 
– Kontakttexte (Danksagung, Kondolenzschreiben, Ansichtskarte …) 
– Deklarationstexte (Testament, Ernennungsurkunde …) [Brinker ebenda] 
Es ist zu betonen, dass innerhalb der Texttypen bestimmte Textsorten 
differenziert werden. Der konkrete Text erscheint immer als Exemplar einer 
bestimmten Textsorte. Aufgrund von zwei Kriterien, erstens, kontextuellen 
(situativen) und; zweitens, strukturellen Merkmalen lassen sich die Textsorten ein 
und demselben Texttyp zuordnen. „Textsorten sind konventionell geltende 
Muster für komplexe sprachliche Handlungen und lassen sich als jeweils typische 
Verbindungen von konventionellen (situativen), kommunikativ-funktionalen und 
strukturellen (grammatischen und thematischen) Merkmalen beschreiben. Sie 
haben sich in der Sprachgemeinschaft historisch entwickelt und gehören zum 
Alltagswissen der Sprachteilhaber; sie besitzen eine normierende Wirkung, 
erleichtern aber zugleich den kommunikativen Umgang, indem sie den 
Kommunizierenden mehr oder weniger feste Orientierungen für die Produktion 
und Rezeption von Texten geben“ [Brinker 1992: 132]. 
Die Termini „Textmuster“ und „Textsorte“ werden nicht gleich gesetzt. 
Ulla Fix meint, dass sie für die unterscheidende Bezeichnung zweier Seiten ein 
und derselben Sache verwendet werden. Mit „Textmuster” wird nun der 
qualitative Aspekt der Textgruppe mit prototypischen Elementen, das über die 
jeweiligen inhaltlichen, funktionalen und formalen Gebrauchsbedingungen für 
Texte einer Textsorte informiert, bezeichnet. „Mit dem Terminus „Textsorte“ 
wird der quantitative Aspekt erfasst, der besagt, dass es Gruppen von Texten gibt, 
die einem gemeinsamen Textmuster folgen“ [Fix 2003: 26]. 
3 
								                        
									                        Стр.3
								                        
								                     
                                                
                                            		
								                        
Sinn“: Er fragte sich, wie ein „gut deutscher“ Satz lauten müsse, damit er den 
gleichen Sinn transportiert. Als Beispiel nennt Prof. Besch den theologischen 
Kernsatz Luthers, der Mensch werde „solafide“ („allein durch den Glauben“) 
gerettet. „Katholische Kritiker warfen Luther vor, er habe den Bibeltext an vielen 
Stellen verfälscht, auch hier, weil das Wort «sola» an der entsprechenden Stelle 
gar nicht vorkommt.“ Luther habe selbstbewusst geantwortet: „Wahr ist’s. Diese 
vier Buchstaben stehen nicht drinnen. Aber wo man’s will klar und gewaltiglich 
verdeutschen, so gehöret es hinein.“ 
Eine Sprachform mit biblischer Autorität 
Die wichtige Rolle Luthers für die Entwicklung der deutschen Sprache 
beruht auf vier Punkten, fasst Prof. Besch zusammen: Er wählte die Sprachform 
der Mitte; er wusste, was gutes Übersetzen heißt; er war sprachmächtig – und er 
konnte seine Sprachform auf eine wichtige Autorität stützen. „In anderen 
Ländern gab es früh ein politisches Zentrum wie London oder Paris, dessen 
Sprachvariante dann zur beherrschenden Schriftsprache wurde“, erläutert der 
Germanist. „Die deutsche Geschichte hat aber nicht ein einziges Zentrum, 
sondern mehrere. Das Entscheidende, was Luthers Sprache vor alle Konkurrenten 
setzt: Hinter ihm stand auch eine Autorität. Das war kein König, kein Kaiser, 
kein London, kein Paris. Es war die Autorität des Wortes Gottes - nunmehr in 
deutscher Sprache.“ 
Aufgaben zur Textanalyse 
1. Aus welcher Quelle stammt der vorliegende Text? 
2. Mit welchem wissenschaftlichen Thema setzt sich Prof. Dr. Werner Besch 
auseinander? In welchem Buch fasst er den Forschungsstand zum Thema 
zusammen? 
3. Wie ist die Erzählsituation, Typ des Erzählers (auktorialer E., Er-Erzähler, IchErzähler, 
Wir-Erzähler)? Übernimmt der Autor die Rolle des kollektiven 
Sprechers? 
4. Welche Funktion erfüllt der Text (informative F., expressive F., fatische F. 
oder Kontaktfunktion, Appellfunktion)? Was ist für die Autorenintention 
kennzeichnend? Welche ist dominant? 
5. Welcher Textsorte ist der vorliegende Text zuzuordnen (Meldung, Nachricht, 
Kommentar (Mischform, die berichtet und eine Meinung äußert), Bericht, 
Protokoll, Erörterung (Mischform, die argumentiert und kommentiert)? 
6. Welche Darstellungsart (Vorführen, Erzählen, Überlegen) ist dominant? 
Welche Darbietungsform (Art der sprachlichen Gestaltung) liegt im Text vor? 
Versuchen Sie aufgrund folgender Kriterien die Zugehörigkeit des Textes zum 
6 
								                        
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Bericht zu argumentieren: a) das logische Aufbauprinzip; b) sprachliche 
Auffälligkeiten. 
7. Analysieren Sie die thematische Organisation des Textes. 
Im inneren thematischen Aufbau: 
o Bestimmen Sie das Hauptthema, indem Sie auf die Frage antworten, 
worum es im Text geht. 
o Stellen Sie die Unterthemen fest. Stützen Sie sich dabei auf 
entsprechende Schlüsselwörter: 
Hauptthema 
Unterthemen Schlüsselwörter 
UT1 
UT2 
UT3 
UT4 
UT5 
UT6 
o Wie entfaltet sich das Hauptthema des Textes (deskriptiv (beschreibend); 
narrativ (erzählend); explikativ (erklärend), argumentativ? 
Finden Sie im Text Textstellen, die Ihre Meinung bekräftigen: 
a) explikative Themenentfaltung – z.B. Einerseits hielt man Luthers Sprache 
schon um 1600 für „tot“, andererseits … 
z.B. 
b) argumentative Themenentfaltung – z.B. Von dieser Basis aus … 
z.B. 
o Wie ist der Titel auf den Text bezogen (verallgemeinernd, ergänzend, 
konkretisierend, assoziativ)? 
Im äußeren thematischen Aufbau: 
Welche Beziehungen lassen sich zwischen dem inneren thematischen 
Aufbau und der Architektonik des Textes feststellen? Wie hängen sie mit 
dem Texttyp zusammen? 
8. Analysieren Sie textsortenspezifische lexikalische Strukturen. 
o Ordnen Sie Nominationen (Wörter, Wortverbindungen) einem bestimmten 
Begriff zu, z.B.: 
a) 
Sprache: die Sprache, Bibeldeutsch, Schriftsprache, … 
7 
								                        
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b) 
c) 
d) 
Kanzleisprache: 
drei große Varianten des Deutschen: 
Übersetzung: 
o Welchem Wissenschaftszweig gehören die meisten Termini an? Welche 
stilistische Qualität wird dadurch dem Text verliehen (Sachlichkeit; 
logischer Gedankengang usw.)? 
o Finden Sie die im Text gebrauchten Realienwörter (Toponyme, 
Antroponyme usw.). Verleihen sie der Aussage Glaubwürdigkeit? 
o Bestimmen Sie alle Komposita, die im Text vorkommen: 
z.B. Bibeldeutsch, Grundlage, Forschungsstand, … 
Welche Leistung haben diese zusammengesetzten Wörter? 
9. Analysieren Sie die sinnbildende Funktion der grammatischen Textelemente. 
o Welche temporalen Stilmittel prägen den vorliegenden Text? 
– Welche Zeitformen der Verben werden im Text gebraucht? Wie lässt 
sich der Wechsel zwischen dem Präteritum und dem Präsens erklären? 
– Welche Funktion erfüllt der Konjunktiv I: führe, sei, … 
o Wie ist der Text syntaktischorganisiert? 
– Welcher kommunikative Satztyp ist vorherrschend in dem zu 
analysierenden Texttyp (Aussagesätze, Fragesätze, Ausrufesätze, 
Aufforderungssätze)? Warum? 
– Wie ist die Satzlänge? 
– Bestimmen Sie die Art der Nebensätze (Temporalsatz, Modalsatz, 
Finalsatz, Kausalsatz, Konditionalsatz, Konsekutivsatz, Konzessivsatz, 
Relativsatz, Objektsatz). Welchen kategorialen Wert haben die Sätze? 
10. Anhand der festgestellten Merkmale des Textes schließen Sie auf seine 
relevanten Stilzüge (Objektivität, Logik, Folgerichtigkeit, Sachlichkeit, 
Bildkraft). 
11. Fassen Sie kurz den Inhalt des Textes zusammen: 
a) in der Annotation (Umfang 30-40 Wörter, 3-4 Sätze); 
b) im Referat (Umfang 50-100 Wörter, 10-15 Sätze). 
Walter Porzig 
„Die Sprachgemeinschaft“ 
Aus: „Das Wunder der Sprache“, 162-164 
Aber wenn wir nun versuchen, das Wesen der Sprachgemeinschaft 
möglichst tief zu erfassen, werden wir gewahr, daß sie keineswegs einfach, 
sondern ein vielfach und verschiedenartig gegliedertes Gebilde ist. 
Man braucht nicht nach Sibirien oder Ägypten verschlagen zu werden, um 
das Gefühl der Fremdheit im sprachlichen Verkehr zu erleben; ein Tagesausflug 
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deutschen Sprachgebiet, die Leute, denen wir begegnen, gehören 
unzweifelhaft zur deutschen Sprachgemeinschaft. In welcher Richtung von 
unserm Heimatort als wir den Versuch auch anstellen, das Ergebnis ist immer 
dasselbe. Anscheinend hängt die Verschiedenheit der Sprechweise nur von der 
räumlichen Entfernung von unserer Heimat ab. Eine solche, nur örtlich bedingte 
Gliederung der Sprachgemeinschaft nennen wir die Gliederung in M u n d a r t e n 
oder D i a l e k t e. 
Solange wir im deutschen Sprachgebiet bleiben, haben wir ein Mittel, die 
Schwierigkeit der Verständigung zu überwinden, die aus der Verschiedenheit der 
Mundart erwächst. Die Leute an dem fremden Ort haben nämlich genau wie wir 
selbst in der Schule eine Form des Deutschen gelernt, die der Absicht nach 
überall gleich sein soll und wirklich auch bis zu einem hohen Grade Ist. .Und 
viele Familien und Schichten des Volkes bedienen sich dieser Form überhaupt in 
ihrer Rede, so daß es für ihre Angehörigen kaum Verständigungsschwierigkeiten 
innerhalb des Sprachgebiets gibt, solange sie ihren Verkehr auf gleichgeartete 
Schichten beschränken. Diese Sprachform, die den Mundarten gegenübersteht, 
nennen wir R eich s s p r a ch e. Dieser Ausdruck ist dem Norwegischen entlehnt, 
wo man so die norwegische Form des Dänischen bezeichnet im Gegensatz zu den 
westlichen norwegischen Mundarten, weil sie überall im Lande verstanden wird. 
Aber um in eine fremde sprachliche Umgebung zu kommen, hätten wir auch 
ganz zu Hause bleiben können und nur einmal eine andere Gesellschaft 
aufzusuchen brauchen als die, die unsern täglichen Umgang bildet. So etwas 
erlebt der Beamte, der sich an einen Stammtisch von Handwerksmeistern setzt, 
oder der Arbeiter, der unter Studenten gerät. Sie erfahren, daß die Leute, mit 
denen sie zusammengekommen sind, eine andere Sprechweise haben als sie 
selbst und daß sie von ihnen als nicht zugehörig empfunden und bemerkt werden. 
Die verschiedenen Schichten des Volkes sprechen also auch an demselben Orte 
verschieden. 
zu Rade vom Heimatort aus tut dieselben Dienste. Obgleich in den Orten, die wir 
da erreichen, eine Verständigung noch ohne weiteres gegeben ist, so klingt die 
Sprache der Leute doch schon anders, sie haben andere Ausdrücke für die 
alltäglichsten Dinge — den Tiegel nennen sie Schaffen und den Quark Matte11 
und vor allem, man fällt selber als „fremd" auf. „Sie sind auch kein Hiesiger", 
sagt einem die Wirtin im Gasthaus, kaum daß man den Mund aufgetan hat. Und 
dehnen wir unseren Ausflug auf ein paar Tage aus. so wird diese Fremdheit 
immer stärker, bis schließlich auch die Verständigung aufhört, sobald, die Leute 
sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und doch sind wir noch mitten 
im 
Und selbst diese Mühe ist überflüßig, wenn wir nur auf unser eigenes 
Sprechen etwas zu achten gelernt ha 
1 P. Kretschmer, Wortgeographie der neuhochdeutschen Umgangssprache. Göttingen 
1918, S. 559 ff, W. Pessler, Deutsche Wortgeographie, Heidelberg 1931. 
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ben. Da besprechen wir sonntags früh beim Kaffee im Familienkreise den 
Inhalt einer Eingabe, die wir an eine der unzähligen Behörden, die über uns 
herrschen, machen wollen. Und nachher setzen wir uns an den Schreibtisch und 
schreiben die Eingabe wirklich. Aber bei derselben Sache ist die Sprache am 
Familientisch und auf dem Papier völlig verschieden nach Wortwahl und 
Satzfügung, ja auch nach der Lautgebung, wenn wir die Eingabe laut lesen. Oder 
wir erzählen Erinnerungen an einen Kollegen, der sein 25 jähriges Jubiläum 
Betriebe feiert. Und nachher trifft uns das Los, demselben Kollegen in der 
Betriebsversammlung mit einigen passenden Worten zu gratulieren. Da sprechen 
wir abermals ganz verschieden über denselben Gegenstand. Wir nennen die 
Sprechweise am Kaffeetisch und im Kreise der Kollegen U m g a n g s s p r a ch 
e, die in der Eingabe und in der Betriebsversammlung H o ch s p r a ch e. Und 
das Merkwürdige ist, daß fast alle von uns beide Sprachformen beherrschen und 
an der richtigen Stelle verwenden. 
Am Stammtisch können wir aber noch eine andere Erfahrung machen. Wenn 
wir da nämlich in eine Gesellschaft von Ärzten oder von Juristen oder von 
Fußballspielern geraten und die Leute beginnen von ihrem Beruf oder ihrem 
Interessengebiet untereinander zu sprechen, so hört unser Verständnis sehr bald auf. 
Wir verstehen einfach die entscheidenden Wörter nicht mehr. Jeder Beruf, jeder 
Interessenkreis hat seine Fachausdrücke und seine besonderen Wendungen, die man 
gelernt haben muß und die Außenstehende, der Laie, darum nicht kennt. Es gibt also 
eine Menge von F a ch s p r a ch e n, von denen auch wir eine oder mehrere, je nach 
unserem Beruf, neben unserer G e m ei n s p r a ch e beherrschen. 
Anmerkung: im Originaltextwird diezur Entstehungszeitdes Werkes gültige 
Rechtschreibungsnorm aufrechterhalten, z.B. „daß“ für „dass“, „überflüßig“ für 
„überflüssig“. 
Aufgaben zum Textverständnis 
1. Lesen Sie den Text und beantworten Sie die folgenden Fragen zum Text. 
o Was für ein Gebilde ist die Sprache? 
o Wann wird die Verständigung schwierig? 
o Wovon hängt die Verschiedenheit der Sprechweise ab? 
o Wie nennen wir eine örtlich bedingte Gliederung der 
Sprachgemeinschaft? 
o Warum gibt es Verständigungsschwierigkeiten innerhalb eines 
Sprachgebiets? 
o Welche Sprachnorm steht den Mundarten gegenüber? 
o Wodurch unterscheiden sich 
Familientisch und auf dem Papier? 
die Sprechweisen z.B. am 
o Wodurch unterscheidet sich die Umgangssprache von der 
Hochsprache als Gemeinsprache? 
o Was verstehen wir unter dem Begriff „die Fachsprache“? 
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