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EX PETRI PETREI CHI OMCIS MOSCOVITICIS.
vnd konten, wenn man eines tags sich vereinigle,
alle des morgens fruhe in jhrem siissen Schlaffe,
in der eil vberraschet vnd290) erschlagen werden
, ehe sie zur Wehre kamen, vnd widerstand
thun kondten. Nam accidit in puncto quod
non speratur in anno.
Ber Handel gehet an.
Wie291 ) sie nun gesinnet, vnd was sie thun
wolten , das solten sie beyzeiten thun , vnd jhn
vertrawlicher weise wissen lassen. In diesem anschlag
bedachle sich die Gemeine nicht lang, bewilligten,
verschworen sich einhelliglich zusammen
zu leben vnd zu sterben, vnd wolten
obgenandten Zuski vnd seinen Consorten trewlich
beystehen , vnd htilffe leisten , die Christliche
Sladt vnd Schloss Musscow von292) den
vnglaubigeu vnd Gottlosen Ketzern zu reinigen,
vnd begehrlen alssbald zu wissen , auff welchen
Tag solches solte furgenommen werden, Sie waren
schon fertig , vnd ward jhjnen die Losung
gegeben, darnach sie sich richten solten , NemJich,
Wenn des morgens zu Sturm geleutet wiirde
, so solte ein jeder aus.seinem Hause zum
Schloss lauffen, vnd ruffen , dass die Polen in
voller Riistung weren , vnd wolten jhren Grossfursten
vnd die Rahte lodten vnd ermorden,
vnd 293) die gantze Musscow erobern vnd einnehmen,
vnd weil sie auff alien Gassen vnd Strassen
also stiirmeten vnd ruraorten, solten sie sich
mit gantzer macht zu detn vermeynten Demetrio
hinnein dringen, als wolten sie jhn retten,
vnd htilffe leisten wieder die Polen, so solten sie
jhn vnter dem schein todten vnd vmbbringen, vnd
hernach alle die Polen, deren294) Hauser vnd
Losament solten bey Nacht mit Buchstaben gezeichnet
werden.
Wie nun solches vber den Grossftirsten vnd
die Polen beschlossen , vnd sie in 295 ) grosser
wollust vnd sicherheit lebeten, frassen vnd soffen,
spielten vnd tantzten, waren 29e) lustig vnd
frolich, gaben keine achtung, was von etlichen
seinen getrewen Dienern vertrawlicher weise gerahten,
vnd gewarnet, was sie heimlich 29, j von
der Musscowitischen Conspiration vnd Practicierung
vernommen vnnd gehoret, schlugen solches
in den Wind, gedachten298) , sie weren den
Barbarischen Lenten gnugsam gewachsen, wenn
sie sich emporeten, vnd wolten ein Auffruhr macheri
, nahmen nicht eins in Sinn , dass sie weit
vom Schlosse hin vnd wider zerstrewet lagen,
dass der eine den andern entsetzen kondte, wenn
ein Tumult vnd Gefahr verhanden were, welchs
Er vnd die Polen auff den Tag, da der Tumult
angieng , mit jhrem grossen schaden vnd vntergang
erfuhren.
Brant wird in jhr eigen Zimmer losiret.
Acht Tage nach der Braut Einftihrung in die
Stadt, ist 209 ) sie den 7. Maii aus dem Kloster,
darein sie anfanglich furiret, gegen Abend in
jhr Zimmer mit 200. Wachsslichtern begleitet
worden.
Slreit wegen der Brautkleidung. — Process zur
Kirchen.
Den 8. Maii geschach die Copulation vnd Kronung
auff dem Schlosse in der Jungfrawen Marien
Kirche, vnd ehe sie copuliret wurden , ist
ein grosse Dissputation wegen der Kleidung zwischen
300j dem Grossftirsten vnd des Landsftirsten
vnd Rahlen gewest. Der Grossftirst vnd die
Polen wolten , dass die Jungfraw solte geehliget
vnd gekronet werden in Poinischem Habit, dessen
sie von jugend auff gewohnet, vnd sich besser
wtiste darein zu schicken als 301) in eine frembde.
Die Reussisehen Herren aber wolten das nicht
zulassen , sondern sie solte sich auff Musscowitisch
kleiden nach jhres Landes art vnd gewonheit,
weil sie solte zu einer Reussisehen Grossftirslin
gekronet, vnnd dem Grossftirsten in der
Musscow beygeleget werden. Vnd 302j ward end^
Стр.1
EX PETRI PETREI CH ONICIS MOSCOVITICIS.
lich beschlossen , dass es miisle nach der Reussen
willen geschehen, vnd gieng Demetrius
damit zur Braut, vberredet sie, dass sie den Fursten
vnd Herrn ira Lande so viel wolte zu gefallen
thun , die kleider den lag verwechseln . vnd
in Musscowitischen Habit sich kronen lessen,
anff dass sie nicht solten vrsach haben , sich daruber
zu beschweren, dass er in dem Lande viel
newe verenderung machle, es were vmb einen
tag zu thun : dazu sie endlich bewilligte, legte
die Polnischen kleider ab, vnd 303) zog koslliche
thewre Musscowitische kleider wider an, in welchen
sie nach der Kirchen ist begleitet, gekronet,
vndvermahlet worden. Der 304) gantzeWeg,
welchen sie aus dem t'urstllchen Zimmer in die
Kirchen zur Kronung gieng, war mil rothen
Scharlacken, darneben zwey giildene Sliicke, eines
nach den andern gelegt. Auff beyden seiten
aber stunden die Musscowiter in langen Rocken
von gulden Stuck einer neben dem andern gar
dick, derer etliche tausend waren. Die Kammer
vnd HofTjunckern, auch andere vom Adel waren
gleichfalls in guldene Stucke gekleidet, mit giildenen
Ketten Creutzweise behangen , vnnd giengen
foran, mit hohen schwartzen Fiichsenen
Miitzen.
Nach jhr folgeten drey Herren , der erste trug
fur dem Grossfursten einen guldenen Scepter,
der ander ein gtildenen Apffel, vnd der dritte einen
blossen Sebel. Diesem folgete der Grossfiirst
rait der Kron in seinem Habit, vnd ward von
dem Woywoden von Sandomir (der Braut Vater)
gefuhret. Neben dem Grossfursten giengen vier
Herren , zwo auff einer jeden seiten , gleichsfalls
mit guldenen Stucken vnd hohen schwartzen
Miitzen aussgekleidet, vnd mit guldenen Ketten
Creutzweiss behangen, vnd trug ein jeder eine
silberne Parte auff der Achsel.
Kosllicher Stuel.
Darnach gieng die Grossfurstin auff Musscowi187
lisch
angethan, welche eine Musscowitische.Fraw
fiihrete. Nach jhr folgete das Polnische Frawenzimmer
sampt dem Musscowitischen , vnd gieng
also in einer grossen anzahl nach der Kirchen,
vnd so balde sie ist gekronet vnd getrawet worden
, ist sie auff einen Stuel gesetzet, welcher
von lautern golde gegossen , vnd mit Edelgesteinen
gar dicke besetzet war, von 600. Demanten,
600. Rubinen, 600. Saphieren, 600. Schmaragden,
vnd 600. Turckissen. Alle diese waren nicht
klein , sondern sehr gros, vnd sonderlich etliche
Turckissen , wie die halben Taubeneyer. Derselbige
Stuel oder Sessel ist dem Tyrannen Ivan
VVasil ivvitz .von dem Konige in Persia zur
hochsten Ehrengab geschicket.
Geldspendung.
Als sie nun wider von der Kronung aus der
Kirchen gefuhret, da wurden etliche tausend
pfenning auff beyden seiten vnter das Volck geworffen
, das stiick zu zween Vngarischen Ducaten
, etliche auch kleiner, auff beyden seiten mit
zweykopffigen Adelern, wie man sie damals geschlagen,
vnd ward also die Furstin wieder in
jhr Zimmer begleitet.
Hochzeit,
Vnd gienge die Hochzeit an mit grossem pracht
vnd triumph. In dem Schloss war ein geriiste von
Holtz auffgebawet, darauff stunden 32. Trommeter,
vnd 34. Trommelschlager vnd Heerpaucker,
alle auff Musscowitisch gekleidet, welche vnauffhorlich
trommeten, vnd auff den Heerpaucken
schlugen, biss die Hochzeit ein ende hatle.
Den folgenden Tag nach geschehener Kronung
vnd Copulation bath305 ) Demetrius seine
Grossfurstin, dass sie solte die Musscowitischen
kleider abthuu , die Polnischen wider anziehen,
vnd jhm zu ehren tragen , Gestern hette Sie die
Musscowitischen Kleider getragen , seinen 3oe)
Fursten, Rahlen, vnd dem gantzen Lande zu eh
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EX PETRI PETREI CHRONICIS MOSCOVITIC1S.
ren vnnd wolgefallen , heute vnd alle die anderen
Tage sollen seine seyn, Er wolle jetzt regieran
, vnd thun was jhm gelusfe, vnd nicht was
seine Rathe vnd die Musscowiler wolten.
Polnische Kleidung. — Apparat auff Polnisch.
Also gieuge nun die Grossfurstin von dem Tage
an Polnisch, vnd 30'7) wurden die Hochzeittage
mit grossen frewden vnd triumph zugebracht
mit Essen , Trincken, Tanlzen, Spriingen, Hupffen
vnd Spielen, vnd viel andere Kortesei getrieben.
Die Polen soffen sich so vberaus vol! vnd
toll, dass sie sich selbst nicht regieren kondten, also
dass sie auch in dem Heimziehen.nath jhren Losamenten
grossen mutwillen vnd vbermut autf
der Gassen vbeten, mit308) hawen vnd schlagen,
nahmen mit gewalt den Edelleuten jhre Frawen
vnd Tochter auff jhren wagen, nothzuchligten309
) sie, vnd trieben grosse schand vnd laster,
damit die Reussen sehr vbel zu frieden waren
, schwiegen aber still, vnd310 ) zeichneten
alles fleissig auff. Den tl . Maii liess der Grossfiirst
alles in der Kuchen auff Polnische Manier
anrichten, vnd Kalbfleisch sieden , kochen vnd
braten, dauon311) die Musscowitischen Koche
ein grewel batten, vnd brachten solches vnter die
Edelleute, Burger vnd Gemein, dariiber die Reusen
Jhn sehr verachteten , vermaledeyten vnd
sprachen vnter sich : Er were in der warheit ein
grober Ketzer, hielten sich aber still, vnd laureten
auff gelegenheit.
Vermuthung, Demetrius set/ ein Betrieger.
Den 12. Maii redete die Gemeine offentlich,
der Grossfiirst were ein Ketzer, vnd 312j schlimmer
als ein Turck , vnd nicht der rechle Ivan
Wasilivvilz Leiblicher Sohn , er gienge nit so
fleissig in die Kirchen wie zuuorn, er hielte alle
ausslandische sitlen vnd ceremonien, er asse
Kalbfleisch vnd alle vnreine speise, er313 ) gienge
vngebadet in die Kirchen, biickete sich nicht
vor S. Nicolao vnd anderen ITeiligen. Die*1*}
Badstuben were alle morgan bereit gewesen, vom
ersten Hochzeittag an biss auff diesen , er hette
aber mit seiner Ketzerischen Grossfurstin nicht
gebadet, vnd gienge gleichwol in die Kirchen
mit den Polen, vnd hetten ein hauffen llunde
mit sicb , vnd verunreiniget das Meiligthumb, er
miiste nicht der rechte Demetrius seyn, wo es
hinaus wolte, wiisten sie nit, redeten offentlich
auff dem Marckte dauon , vnd 3 ?5) auff den gassen
, dass sich jrer viel driiber vrrwunderten. Es
ergrieffen letzlich die Trabanten einen solchen
Wascher, brachten jn auffs Schloss, vnd ^ 6 ) gaben
dem Grossfursten seine Rede zu erkennen,
vnd dass sonsten einc verraterey fiirhanden were.
Der Grossfiirst liess alssbald alle seine Trabanten
aufffordern, vnd befahl jnen fleissig tag vnd nacht
auff zu warten, vnd liess denselhigen, den die
Trabanten bekommen , peinigen , auff dass er
mochte wissen, was verhanden were. Die3 ' 7 ) Rathe
aber sahen rait jhme durch die finger, machten
den Grossfusten weiss, dieselbige Person
were voll vnd truncken gewest, vnd wiiste jetzo
nichts zu berichten, er318 ) were auch sonst nuchtern
nicht sehr king vnd witzig , bathen den
Grossfursten, er wolle sich zu frieden geben, sich
nit bekummern wegen solcher bosen vngriindlichen
Zeitunge, vnd nicht einera3 \ 9j jeden Ohrenblaser
Glauben zustellen, er were starck vnd
machtig gnug seine Feinde vnd Verrahter zu straffen,
so fern etzliche verhanden weren, die was
boses wolten anstifften, vnd liess er es also darbey
bleiben 32a ) , schwermete immer fort in grosser
Wollust vnd Sichcrheit mit seiner Gemahlin,
vnd gedachte an keinen Auifruhr vnd Verrahterey,
daruon32t ) er doch gnugsame kundschafft
hette
Als dieses nun beydes heimlich vnnd offentlich
im schwang gienge, ist es den 17. Maii des
morgens fruhe vmb 322) drey vhr an tag kommen
, do der Grossfiirst vnd die Potentaten in
Стр.3
EX PETRI PETREI CHRONICIS MOSCOVITlCfS.
jhrem besten Schlaff gelegen, vnd nichts hoses
gedachten, do warea die Musscowiter wach, vnd
л іе Virgilius spricht :
Invadunt urbem vino somnoque
s e p u 1 la m,
erwachten aus dem Schlaff mil ellich lausend
Glockenklang, die zn sturm geleutet waren, vnd
lieff das Volck rasig vnd vnsinnig aus alien Winckeln
vnd Hausern zusammen, elliche mit Kniitteln,
theils mit Biichsen vnd langen Rohren,
theils mitblossen Seheln, etliche mit Spiesseuvnd
Slangen, vnd was ein jeder in der eil erwischet,
nach dem Schlosse zu, schryen vnd rufften : Wer
wil vnsern Grossfursten lodt schlagen ? Die323
)
Herren vnd die vom Adel antworteten : Die Polen.
Daruher der Grossfurst erwachel, vnd 324
)
erschrickt, schickele seinen getrewen Kammerherrn
Pieter Bosmanno hinaus zu erforschen
was furhanden were. Do er ausskompt, vnd
fragte, was das Sturmleulen bedeuten solte, antworteten325
)
jhm etliche Herren, so sich versamlet
batten , Sie wuslens nicht, es wtirde in
der Stadt jrgend brennen , vnd gieng damit hinnein
, vnd berichtet es dem Grossfursten.
Grossfurst wird herausgefodert.
Weil aber das Geschrey vnd Lerm je 1 anger
je grosser ward , schickele der Grossfurst obgedachlen
Bosmanno zura andern mal hinnauss
mit fleiss zu erfahren, was furhanden were, vnd
wo es in der Stadt brennete, stand selber auff,
Tnd zog sich an. Bosmanno siehet durch das
fenster, vnd326
) sahe, dass die gantze Gemeine elliche
tausend Reussen mit Spiessen vnd Slangen,
Rohren vnd Seheln stehen , dessen er sehr erschrack,
fragte was 32n
) jhr begehr were, vnd was
das Stumleuten bedeule? Sie anlworten jhme, Er
solte seine Mutter vexiren , vnd jhnen jhren vnzeitigen
vnd verrahterischen Grossfiirslen vberantworten
, mit jhme wolten sie reden vnd328
handeln.
)
189
Da marckte Rosmanno was furhanden war,
raufft sich bey den Haaren, befielt329
banlen , jhre sache in guter acht zu haben^ vnd
keinen Menschen einzulassen , vnd tratt zu dem
Grossfursten vnd sagte : Ach webe , Gnadigster
Grossfurst vnd Ilerr, an dir ist die schuld , hie
ist grcsse Verrahterey furhanden, die330
de vnd die Gemeine fordern dich binnaus, Ach
du hast es nicht glauben wollen , was 33i
) deine
gelrewe Diener dir gesagl haben : vnd wie der
Bosmanno also rait dem Grossfursten redete,
hat 332
) , Warumb komraest du nicht heraus,
) "in eyffer vnd
) sich ein Edellmann zwischen den Trabanlen
binein in d'es Grossfursten Hammer gedrungen,
vnd sprach zu jhm : Du vnzeiliger Grossfurst
333
vnd giebest der Gemeine antwort : Bosmanno
der solches horele , ergreiff 334
zorn ein Sebel an der Wand hangcnde, vnd hieb
jhm den kopif von dem Rumpff ab.
Stellet sich zur wehre.
Der Grossfurst sprang in das Vorgemach, vnd
nabm von den Trabanlen eine Uelleparlen, weiset
3?5
) die der Gemeine, vnd sprach : Jhr sollt
nicht gedencken, dass ich Boris Gudenou bin,
vnd 33e
) slach elliche zu bodem, da schossen die
andern nach jhm , vnd drangeten flugs zu , dass
er wider hinnein weichen muste. Bosmanno 33,7
)
gieng hinaus zu den furnembsten Herren vnd Rathen,
balh sie fur Gott vnd durch Gott, dass sie
von jrem bosen furbaben sollen abslehen , vnd
thun was loblich were. Da antwortet einer338
)
von den furnembsten Herren, Michael Ignativvitz
Tatissovv genant , vnd sagte : Du HurenSohn,
was redest du? Kusse 339
) du dein«
Mutter vnd deinen Grossfurst, vnd zog sein lang
Messer herfur, vnd stach jhn durch das Hertz,
dass er slracks riiedersturtzete vnd starb. Die 340
)
andern Herren namen jhn auff, vnd warffen jhn
die Treppen hinunder, dass die Gemeine sehen
sollen, dass der selbige behertzle Herr lodt were.
) den Tra)
Stan
Стр.4
190
EX PETRI PETREI CHRON1CES MOSCOVITICISfur
dessen Mannheit, Tiigend341) vnd Fiirsichtigkeit
ein jeder sich furchtete. Nachdem sie jhn
nu sahen todt liegen, wurden sie alle samtlich
behertzt, liefl'en mil grossen hauffen ohne schevv
ins Vorhauss hinnein zu den Trabanlen, wolten
Demetrium den Grossfursten fangen, der kam
mil seiner Pallasch heraus, hawele vmb sich her,
so viel er vermochte, aber es kondle nichts wieder
eine solche grosse menge V.olcks heliTen,
denn 342) sie hawelen mil jhren Beilen die Bretter
loss aus dem Vorbauss, drungen mil gewall
auff die Trabanten, nabmen jhnen die Gewehr,
dass Demetrius allein mit 15. Trabanten in das
forderste Gemach binein kam, krampten die
Tbiir zu , stunden mit jhren Gewehren343) dafur,
vnd wehreten sich so lang sie vermochten.
Demetrius warff den Pallasch von sich, raufTt
sich bey den Haaren, spracb344) kein wort, vnd
sprang zum fenster hinaus 345) auff den platz, do
die Schiitzen Wache hielten, vermeynet schutz
vnd beystand bey denen zu haben , oder mit der
flucht sich zu saluiren.
Entspringet. — Im Frawenzimmer gehels vbel zu.
Weil es aber vber 15. Elen hoch war, verrencket
er in dem springen einen fuss, dass er
nicht kondte fort kommen, sondern muste still liegend
bleiben. Die Reussen folgelen immer nach
aus der einen Kammer in die andere , vnd namen
die Trabanten , so viel auff dem Schlosse
waren , gefangen , vnd ordnelen jhnen so viel
Wachter zu , dass keiner durffte weiter gehen.
Die im Vorgemach fragten wo der Grossftirst sey,
spolirten die Fiirstlichen Gemacher, vnd raubten
hinweg alles was jhnen in die Hande kam. Gold,
Silber, Kleinodien , Pocalen346), Perlen, Kleider
, Tapezerey , vnd andere kostliche Wahrenr
das ein grosses Geld werth war. Die347) grossen
Herren vnd andere vom Adel sturmeten in das
Frawenzimmer, welchealle wegen grosser furcht,
angst vnd schrecken auff der erden halb todl.
zitternd vnd weinend lagen. Die Grosfurstin hatte
sich verstecket vnter der Hoffmeister'in Rock,
vnd do sie weder den Grossfursten noch die Grossfurstin
funden, fragten sie die Hoffrneisterin vnnd
Jungfrawen , wro der Grossftirst vnn die Grossfiirstin
weren, sie antwortelen, das mocht jr wissen,
wo jr den Grossftirsten habt hingethan, wir
seyn nit bescheiden auffjhn zu warten, da sprachen
die Reussen alle aus einem munde : Jr abgescbeumeten
huren , wo ist denn die Polnische
bure die Grossftirstin : die Hoffrneisterin fragte,
was sie jr wolten : Sie 348) antwortelen als vnuerschampte
Leute, die weder von Ehr, Zucht vnd
Erbarkeit wusten vnd sagten in anhorung des
ganlzen Frawenzimmers : Nos congrediemur
cum ipsis ... Mit diesem nabmen sie das gantze
Frawenzimmer gefangen, der eine Ftirst vnd
Herr nabra eine Jungfraw, ein ander Herr vnd
Edellmann nabm ein andere, vnd schicketen sie
mit jhren Dienern nach Hause, trieben vnd zwungen
sie mit gewall jhren willen zu thun Die Hoffrneisterin
ein alt betagel Weib, bleib in der Kammer
bey der Grossftirstin, die scbollen sie aus ...
sie solle sagen: Wo die Grossftirstin wore geblieben,
Sie antwortele : Heute frtihe mit der Sounen
auffgang gieng sie zu ibrem Valer dem Woywoden
von Sandomir, als 349) der Tumult ist angangen,
allda ist sie noch, Sie ist seydhero nicht
widerkommen.
Als die Reussischeu Herren vnd die Gemeine
diss ftirhatten, wurden die Schiitzen, die vnter
dem schloss in einer pforten. die Wache hielten,
des Grossfursten gewar, wo er lag vnd winseile,
vnd helle sich vber alle massen vbel, giengen sie
zu ihm, halffen ihm auff, vnd wolten ihn in seine
Kammer wider bringen, welches, do es die Gemeine
ansichlig worden, verliessen 350) sie die
Hoffmeisterin mit der Grossftirstin, die verborgen
vnter jbrem Rocke sass, lieffen die Treppen
schnell hinunder, den Demetrium zu erwtirgen.
Weil er nuu batle den Hackenschtilzen ein gross
Стр.5